Kommt ein Kind zu früh auf Welt, kann das später ein Grund für Schwierigkeiten in der Schule sein. Forschende der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) haben jetzt zeigen können, dass sich das Trainieren mit Lernprogrammen positiv auf die Leistung von Grundschüler*innen auswirken kann. In ihrer Studie „Fit für die Schule“ untersuchten sie im Rahmen des MERCUR-Verbundprojekts an der Ruhr-Universität Bochum und dem Universitätsklinikum Essen (UK Essen) PC-Software zur Förderung von Rechen- und Gedächtnisleistung. Das Mercator Research Center Ruhr (MERCUR) förderte das Vorhaben für 4 Jahre mit 302.120 Euro. Die Ergebnisse können im Fachjournal Pediatric Research als Online-Vorabveröffentlichung eingesehen werden.
In Deutschland wird etwa jedes elfte Baby zu früh geboren, pro Jahr sind es mehr als 64.000. Ihre Überlebenschancen haben sich in den vergangenen Jahren stetig verbessert. Doch bei Frühgeborenen kann es zu Entwicklungsproblemen kommen. Im Grundschulalter fällt ihnen vor allem schwer, längere Zeit aufmerksam zu bleiben und komplexe Aufgaben zu lösen.
„Frühchen müssen daher speziell gefördert werden“, fordert PD Dr. Britta Hüning von der Klinik für Kinderheilkunde I am UK Essen. Sie leitete das Projekt mit Entwicklungspsychologin Prof.‘in Dr. Julia Jäkel von der University of Tennessee, früher an der Ruhr-Universität Bochum, und Prof.‘in Dr. Ursula Felderhoff-Müser, Direktorin der Kinderklinik. Ihre Arbeit hat Seltenheitswert, denn weltweit gibt es sehr wenige sog. randomisierte Interventionsstudien, die eine langfristig verbesserte Entwicklung Frühgeborener im Schulalter nachweisen konnten.
In der Studie sind 65 Erstklässler*innen untersucht worden, die in Kliniken in Essen, Bochum, Duisburg und Datteln zwischen 5 und 12 Wochen zu früh geboren wurden. Sie trainierten 5 Wochen täglich mit der PC-Software XtraMath oder Cogmed. Ihre Klassenlehrer*innen bewerteten die Leistungen in Mathematik, Konzentration, Lesen und Schreiben im 1. und 2. Schuljahr.
Die Ergebnisse: Beide Programme wurden von Kindern und Eltern sehr positiv aufgenommen. „Die Trainings haben sich entsprechend der Beurteilungen der Lehrer*innen etwa gleich gut auf den langfristigen Erfolg der Kinder ausgewirkt“, sagt Julia Jäkel. „Allerdings wurde XtraMath von Eltern und Kindern insgesamt etwas positiver beurteilt, und es führte kurzfristig zu besseren Schulleistungen.“
Aktuell nimmt der Nutzen von online Lern-Apps stark zu, Nutzen und Effektivität sind jedoch bisher kaum getestet. XtraMath bietet Eltern und Lehrern eine Option, Lernen zu Hause zu unterstützen.
Zur Publikation:https://www.nature.com/articles/s41390-020-01114-w
Zu den Lernprogrammen:
XtraMath: https://de.xtramath.org (kostenfrei in Deutschland erhältlich)
Cogmed: https://www.cogmed.com (derzeit für Privatpersonen in Deutschland nicht erhältlich)
Kontakt
PD Dr. Britta M. Hüning, Oberärztin Neonatologie, Universitätsklinikum Essen, britta.huening@uk-essen.de
Redaktion
Martin Rolshoven, Medizinische Fakultät, Tel. 0201/723-6274, martin.rolshoven@uk-essen.de