Kulturelle Räume psychologischen Wissens: Eltern-Kind-Beziehungen aus der Perspektive deutscher und türkischer Eltern
Dass Eltern sich eine gelingende Entwicklung ihrer Kinder wünschen, ist offenkundig. Was hingegen als gute Förderung gilt, ist historisch und kulturell variabel und umstritten. Die Psychologie hat vielfältige Empfehlungen für den Umgang mit Kindern erarbeitet – von der Förderung einzelner Kompetenzen bis hin zur „richtigen“ Liebe. Wie Eltern von Kleinkindern sich dieses Wissen aneignen und welche Bedeutung dies für ihre Gestaltung der Eltern-Kind-Beziehung hat, wird in diesem Forschungsprojekt untersucht. Zugleich wird betrachtet, wie sich psychologisches Wissen durch den kulturellen Kontext der Aneignung – Eltern in Deutschland und der Türkei – verändert. Dabei wird der Schwerpunkt auf die Popularisierung der psychologischen Bindungstheorie gelegt. Die Bindungstheorie wurde in sogenannten individualistischen Kulturen entwickelt; sie betont jedoch gerade die Interdependenz von Menschen sowie die Abhängigkeit der Individuen von sozialen Beziehungen. Wie lässt sich verstehen, dass dieser „kollektivistische“ Grundzug der Bindungstheorie von vielen Eltern im „Westen“ auf größtes Interesse stößt? Zeigt sich hier eine (oft unerfüllte) Sehnsucht nach Verbundenheit? Und welche hybriden Wissensbestände entstehen, wenn die Bindungsforschung in sogenannten kollektivistischen Kulturen, wie der türkischen, durchgeführt wird? Diese Fragen sollen im Rahmen eines Kulturvergleichs zwischen Deutschland und der Türkei beantwortet werden.
Antragsteller
Ruhr-Universität Bochum: Dr. Anna Sieben, Lehrstuhl für Sozialtheorie und Sozialpsychologie
Förderlinie: Anschubförderung
Fördermittel: 45.266,00 Euro
Laufzeit: 01.02.2017-31.01.2018
Ansprechpartner
Dr. Anna Sieben
Ruhr-Universität Bochum
Lehrstuhl für Sozialtheorie und Sozialpsychologie
Universitätsstr. 150
44801 Bochum
Tel: 0234 3225164